Das Mikrobiom und der Einfluss auf die Mund- und Allgemeingesundheit
Das Mundmikrobiom ist trotz seiner grundlegenden Bedeutung für die Gesundheit des Mundes und des Körpers weitgehend unbekannt. Erfahre in diesem Artikel, wie dieses Ökosystem funktioniert und wie du es pflegen kannst.
Was ist ein Mikrobiom?
Der Begriff Mikrobiom oder auch Mikrobiotika wurde Anfang der 1990er Jahre geprägt und bezeichnete zunächst die Darmbakterien, die früher als „Darmflora" bezeichnet wurden. Während der Begriff „Darmmikrobiom" mittlerweile in unserem Sprachgebrauch fest verankert ist, widmet sich die Forschung seit einigen Jahren mit großem Interesse auch den vielen anderen Mikrobioten, die in unserem Körper vorhanden sind - einschließlich der oralen Mikrobiota. Anhand von erhobenen Daten versteht die Forschung allmählich, den Einfluss auf das psychologische Gleichgewicht unseres Körpers.
Wie setzt sich das Mikrobiom zusammen?
Das menschliche Mikrobiom ist eine Gemeinschaft von Mikroorganismen, die an allen unseren Körperoberflächen zu finden ist - insbesondere in Mund, Darm, Vagina, auf der Haut und in den Augen. Das menschliche Mikrobiom enthält Pilze, Hefen, Archaeen und Viren, besteht aber hauptsächlich aus Bakterien. Diese Bakterien werden zum Teil als kommensale (nützliche), aber auch als opportunistische (krankheitserregende Organismen) bezeichnet.
Wo findet sich ein Mikrobiom im Körper?
Zunächst wurde das „Darmmikrobiom“ umfassend erforscht, bevor man von den vielen anderen Mikrobiomen gesprochen hat, die unser Körper besitzt. So hat die Vagina ihre eigene Mikrobiota, ebenso wie die Lunge, die Haut und schließlich auch der Mund. Hier spricht man von dem sogenannten oralen (Mund) Mikrobiom.
Was versteht man unter dem Mundmikrobiom?
Das orale Mikrobiom ist die Gesamtheit aller Bakterien, Pilze und Viren, die ausschließlich im Mund vorkommen. Dieses ist wichtig für die Mundgesundheit, denn der Mund gilt auch als Eintrittspforte für schädliche Erreger. Ein gesunder Mund spielt daher eine bedeutende Rolle für die allgemeine Gesundheit.
Aufbau des Mundmikrobioms
Das Mundmikrobiom eines Menschen besteht aus etwa 700 von 900 möglichen Arten an Mikroorganismen. Damit ist es nach dem Mikrobiom des Darms die artenreichste Mikroflora.
Sie enthält aerobe Bakterien, die zum Leben Sauerstoff benötigen, und anaerobe Bakterien, die ohne Sauerstoff gedeihen. Hinzu kommen Pilze, Viren oder sogar Amöben. Die Bakterien des Mundmikrobioms lassen sich, wie bereits erwähnt, in zwei Untergruppen unterteilen: einerseits kommensale „guten" Bakterien, die zur Förderung der Gesundheit beitragen und andererseits opportunistische „schädliche" Keime, die unseren Mund krank machen können.
Warum gibt es Bakterien in unserem Mund?
Die Mundhöhle ist ein optimaler Ort für Bakterien, denn sie bietet ihnen genügend Platz zur Bildung und Vermehrung. Ebenso hat die Mundhöhle eine ideale Temperatur von über 35°C und eine feuchte Umgebung, was die Ausbreitung erleichtert. Die Art der Bakterien variiert hierbei je nach Bedingungen. So leben auf den feuchten Schleimhäuten andere Bakterien als auf den Zähnen, da diese mehr von Licht und Sauerstoff beeinflusst werden.
Jeder Mensch hat sein eigenes Mundmikrobiom
Jeder Mensch hat eine einzigartige Zusammensetzung des Mundmikrobioms - ungefähr so wie ein Fingerabdruck. Diese Zusammensetzung bildet sich von Geburt an, wobei die Bakterien im Gebärmutterhals der Mutter eine große Rolle spielen. Weiterhin kommen im Laufe der Zeit viele weitere Faktoren hinzu: die Veranlagung, das Alter, aber auch die Ernährung. Welchen Einfluss die Ernährung auf unsere Mundgesundheit und auf unser Mikrobiom hat, erfährst du hier. Außerdem kann die langfristige Nähe zu anderen Menschen - insbesondere bei Paaren - zu einem sehr ähnlichen Mikrobiom führen. In der Regel ist das Mikrobiom junger Menschen vielfältiger und gesünder als das von älteren Menschen.
Das Mundmikrobiom als Schutz der Gesundheit
Die Gesamtheit aller Mikroorganismen im Körper haben aufgrund ihrer „Barrierewirkung" einen positiven Nutzen für die Qualität der Immunität des Körpers - das heißt, sie unterstützen unser Immunsystem. Voraussetzung hierfür ist allerdings das Gleichgewicht zwischen „guten" und „schädlichen" Bakterien. Dies nennt man auch Symbiose.
Bei einem Verlust dieses Gleichgewichts - Dysbiose genannt - vermehren sich die „schädlichen" Bakterien überproportional und lösen Entzündungen im Mund aus, die sich im gesamten Körper ausbreiten können. Wenn also unser Mundmikrobiom nicht im Gleichgewicht ist, sind wir anfälliger für bestimmte Erkrankungen wie Karies, Gingivitis und Parodontitis. Aber auch Allgemeinkrankheiten können entstehen oder verschlimmert werden. Untersuchungen haben ergeben, dass bestimmte Dysbiosen die Geschmackswahrnehmung von Lipiden (Fetten) stören und somit Fettleibigkeit begünstigen können. (1)
Wie können Probiotika die Mundgesundheit unterstützen
Probiotika können bei der Wiederherstellung des Gleichgewichts des Mundmikrobioms hilfreich sein. Sie sind in einigen Lebensmitteln enthalten, wie z. B. Naturjoghurt der Milchsäurebakterien enthält oder fermentierte Lebensmittel. Diese Milchsäurebakterien sind „gute" Bakterien, die einen positiven Einfluss auf das gesamte Mikrobiom haben und damit auch eine bessere Barrierewirkung gegen schädliche Bakterien sicherstellen. Milchsäurebakterien können zusätzlich in Form von entsprechenden Lutschtabletten eingenommen werden. Wichtig zu wissen: Probiotische Bakterien vermehren sich nicht. Daher hat nur wer regelmäßig probiotische Bakterien zu sich nimmt auch einen andauernden Nutzen. Aber gerade wenn das Gleichgewicht der Mundflora gestört ist und Entzündungen im Mund auftreten, können Probiotika dabei unterstützen das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Was kann man tun, um ein gesundes „gutes" Mikrobiom zu bekommen?
Es geht nicht darum, einen völlig keimfreien Mund zu haben, sondern darum, ein Gleichgewicht zwischen guten und schlechten Bakterien zu schaffen.
Hier sind ein paar hilfreiche Grundsätze der Zahnpflege, um das Gleichgewicht der Mundflora (Mikrobioms) zu unterstützen:
- Eine ausgewogene Ernährung, die zuckerarm und nicht zu eiweißreich ist; da Zucker und Eiweiß säurebildend sind, fördern sie die Entwicklung von bakteriellem Zahnbelag und dessen Folgen wie Karies, Mundgeruch, Zahnfleischentzündungen bis hin zu schwereren Zahnbetterkrankungen (Parodontitis).
- Rauchen und Alkoholkonsum vermeiden.
- Die Einnahme von Antibiotika einschränken.
- Auf die Zahngesundheit achten durch zweimaliges tägliches Zähneputzen, ergänzt durch die Reinigung der Zahnzwischenräume und Spülen mit einem Mundwasser.
- Bei ersten Anzeichen, dass „schlechte" Bakterien überhand nehmen, zusätzlich Probiotika einnehmen.
- Mindestens einmal jährlich eine professionelle Zahnreinigung einplanen.